Ich fordere ein Ende der Pflichtbeiträge zur Wirtschafts-kammer
780 Millionen Euro Rücklagen – und trotzdem hält die Wirtschaftskammer an ihren Pflichtbeiträgen fest. Während tausende Klein- und Mittelbetriebe ums Überleben kämpfen, schwimmt die Kammer im Geld. Wie passt das zusammen?
Die neuesten Berichte – je nach Quelle von zumindest 780 Millionen Euro an freien Rücklagen bis hin zu deutlich höheren Summen – werfen eine klare Frage auf: Wie kann es sein, dass die Wirtschaftskammer solche Vermögen hortet, während sie ihren Mitgliedern weiterhin Pflichtbeiträge abverlangt?
Gerade jetzt, wo Österreichs Klein- und Mittelbetriebe durch ein wirtschaftliches Tal der Tränen gehen, wäre ein Entgegenkommen dringend notwendig. Doch von der Bundesregierung kommt kein Plan, keine Strategie und keine Idee, wie die Rezession beendet oder der Wirtschaft unter die Arme gegriffen werden soll.
In dieser Situation wäre ein klares Zeichen der Solidarität angebracht:
Die sofortige Abschaffung der Pflichtbeiträge und Grundumlagen.
Denn eines ist klar:
Die Wirtschaftskammer hätte genug Möglichkeiten, sich über ihre Services und Dienstleistungen zu finanzieren. Wenn diese gut, hochwertig und marktfähig sind, werden Unternehmer sie auch gerne in Anspruch nehmen.
Wenn aber die Mitglieder den Service nicht nutzen wollen – dann stellt sich automatisch die Frage nach der Daseinsberechtigung in der jetzigen Form.
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Willkommen ist daher die Ankündigung des Rechnungshofs, die Wirtschaftskammer intensiv zu prüfen.
Im Fokus stehen Rücklagenbildung, Transparenz und Funktionärsbezüge – alles Bereiche, die seit Jahren Kritik hervorrufen. Diese Prüfung ist längst überfällig.
Doch bei der Grundumlage und den Pflichtbeiträgen darf es nicht bleiben. Ich fordere zusätzlich die Abschaffung der Kammerumlage 2 (DZ) – einer versteckten lohnabhängigen Abgabe, welche die Betriebe belastet und die Lohnnebenkosten nach oben treibt.
Gerade in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise ist das ein völlig falsches Signal.
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Pflichtmitgliedschaft = Zwangsbeitrag = Steuer
Die Mitgliedschaft ist gesetzlich vorgeschrieben – und wird eingehoben, ohne dass ein unmittelbarer Anspruch auf eine konkrete Gegenleistung besteht.
Das entspricht nicht einem klassischen Mitgliedsbeitrag, sondern einer zusätzlichen Steuer, die Betriebe zu zahlen haben, ob sie wollen oder nicht.
Stattdessen könnten Beratungen, Kurse und Serviceangebote ganz einfach frei und zu fairen Tarifen verkauft werden. So wie jedes andere Unternehmen am Markt es auch tun muss.
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Mein Appell an die Klein- und Mittelbetriebe Österreichs:
Schauen Sie genau hin.
Hinterfragen Sie die Pflichtmitgliedschaft kritisch.
Und unterstützen Sie die Forderung nach einem freiwilligen Wirtschaftskammersystem, das sich – wie jedes andere Unternehmen – dem Wettbewerb stellen muss.
Österreich braucht eine starke Wirtschaft.
Keine Kammer, die in Geld schwimmt, während ihre Mitglieder täglich um die Existenz kämpfen
— Joachim Aigner